erst seit kurzem begegnen mir in diesem Raum sans definition Energien aus Zeiten, an die ich mich kaum noch erinnern kann. Sie schauen mich an, ein wenig scheu - fragend und oftmals schüchtern und unbeholfen. Sie scheinen mich zu fragen, ob sie es wagen dürfen, in dieser Stille, dieser Weite, nochmals - wenn auch nur flüchtig - in meinem Bewusstsein aufzutauchen.
Ich spüre ihren Wunsch nach Klärung und Annahme sowie ihr unbändiges Verlangen, endlich für immer in die Freiheit entlassen zu werden. In dieser Ruhe - versunken in mir Selbst - trat nun die Vergebung an mich heran.
Sie wirkte müde, wie nach einer langen, schier endlosen Reise. Ihr Kleid war staubig, die Haut blass und der Blick verhangen und traurig. Tiefstes Mitgefühl erfüllte mich und ich bat sie, näher heran zu kommen, nahm ihre Hände in die meinen und die Kälte, die in dieser Berührung fühlbar wurde, durchzog mein ganzen Sein. Ein weiteres meiner Kinder, das ich in endlosen Zeiten erschaffen hatte.
Tausende und abertausende Male habe ich sie gestärkt durch meinen Wunsch, den anderen Anteilen meiner Selbst, die mir über unmenschlichste Erfahrungen zu Reife und Weisheit verholfen haben, vergebend in mein Herz zu nehmen. Tausende und abertausende Male habe ich sie geschwächt in meinem Hass und dem unbändigen Gefühl der Rache, andere Anteile meiner Selbst für ihre grauenvollen Taten möglichst für alle Zeiten zu vernichten.
Was mein Kind - die Vergebung - aber am meisten geschwächt hat, war der Hass, die unbewusste Ablehnung, Selbstverachtung und Aberkennung meines göttlichen Erbes im Bewusstsein der Trennung und es war mir über lange Zeit nicht möglich, mir diese Verurteilung - dem Vergessen meines wahren Wesens - zu vergeben.
Sie erschien mir nur noch wie ein Schatten ihrer Selbst.
Ich nahm sie in die Arme, breitete die Liebe meines Herzens wie einen warmen schützenden Mantel über ihr aus und sie begann zu sprechen:
"Du hast mich erschaffen aus der Unwissenheit heraus, dass es etwas geben könnte, das nicht deiner Vollkommenheit entstammen könnte. Du hast mich erschaffen, weil deine Seele über die Erfahrung der Gegensätze von gut und böse reifen und sich entwickeln wollte. Du hast mich erschaffen, weil du etwas sehr wichtiges lernen wolltest: MITGEFÜHL, nicht nur mit anderen, sondern vor allem mit DIR SELBST.
Du bist gereift durch MICH und erkennst nun am Ende der Zeit daß ich Dir - wie all deine Kinder - in tiefster Liebe gedient habe. Du hast erkannt, dass es niemals meiner bedurfte, weil alles vollkommen WAR, IST und IMMER SEIN WIRD.
Du hast dieses Spiel mit dem ALL-EINEN in einem furiosen Tanz von Licht und Dunkelheit gespielt und deinen einzigartigen Beitrag dazu geleistet.
Aus geistiger Sicht gesehen gibt es nichts zu heilen weil alles HEIL IST, WAR UND IMMER SEIN WIRD".
Noch während sie die letzten Worte sprach, wurde die Vergebung in meinen Armen immer leichter, und das glückliche Lächeln in ihrem Gesicht verband alle Welten und Universen miteinander.
Ich habe sie in tiefster Liebe in die Freiheit entlassen - für immer - und doch wird ein ganz eigener Klang, ein lieblicher Ton, ein warmes wunderbares Gefühl und ein süßer Duft mich an DICH, mein Kind, erinnern, wenn ich das Wort VERGEBUNG - gesprochen oder geschrieben - in meinem Bewußtssein wieder einmal wahrnehmen werde.