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Kunst und Kritik

 

Die Einladung zu einer Vernissage, um mir Kunst zu zeigen, wie mir wortwörtlich zu verstehen gegeben wurde, hat mich dazu veranlasst, meine ganz persönliche, völlig unwissensschaftliche Ansicht, Einsicht, Wahrheit oder Erkenntnis zu diesen beiden Begriffen zu formulieren.

Kritik bezeichnet heute ganz allgemein eine prüfende Beurteilung nach begründetem Maßstab, die mit der Abwägung von Wert und Unwert einer Sache einhergeht.

Es gibt die positive (lobende, anerkennende) und negative (tadelnde) Kritik, der das zugrunde liegt, was wir als Dualität bezeichnen, also der Wahrnehmung von Gegensätzen. Es gibt die konstruktive Kritik, die auf die Verbesserung eines Gegenstandes zielt sowie die destruktive Kritik, die auf eine Vernichtung des Gegenstandes abzielt. Dann kennen wir noch die Selbstkritik, die es ermöglicht, Anschauungen und Glaubenssätze sowie das eigene Verhalten zu überprüfen, um dadurch Veränderungen zu ermöglichen. In der Umgangssprache beinhaltet der Begriff zumeist das Aufzeigen eines Fehlers oder Misstandes mit der impliziten Aufforderung, diesen abzustellen.

Das Wort Kritik kommt ursprünglich aus dem griechischen und ist abgeleitet von krenein (unter-scheiden, trennen und bezeichnet „die Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellung“ in Bezug auf eine Person, einen Gegenstand oder einen Sachverhalt.      

Nach Wikipedia wird als Kunst das Ergebnis eines kreativen Prozesses bezeichnet, wobei es  aber auch seit der Moderne der Prozess selber sein kann. Im weitesten Sinne bezeichnet es jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind.

Bereits als Kind war es mir im Zeichenunterricht nur ungenügend möglich, bildliche Darstellungen zu Papier zu bringen und so lagen meine Noten in diesem Fach immer im unteren Bereich und dokumentierten mir – verinnerlicht bis ins Erwachsenenalter -  dass ich mit einer solchen Begabung offenbar nicht auf diesen Planeten gekommen bin. Ich malte fast archaisch anmutende Bilder, die eher mit jahrtausende alten Felszeichnungen zu tun hatten als mit der Abbildung realer mit meinen Sinnesorganen wahrnehmbarer Ausdrucksformen und Darstellungen. Jedoch mit grenzenloser Phantasie ausgestattet, die meine Familie, Lehrer und Mitschüler ins Staunen versetzten, war es für mich ein leichtes, Geschichten zu erfinden, deren Fortsetzungsfolgen meine kleine Schwester jeden Abend aufs neue entzückten und begeisterten. In andere Dimensionen zu reisen und diese Eindrücke in Worte zu „verpacken“, die zu spannenden Geschichten wurden, war für mich die größte Freude und das übertrug sich auch auf die Menschen meines Umfeldes, die mit gespannten Mienen den neuesten Eingebungen der „Kleinen“ und später auch der „Großen“ folgten. Es zeigte sich immer wieder, dass ich mit vorgegebenen Aufgabenstellungen wenig oder gar nichts anfangen konnte, da es meinen Geist fesselte und einschränkte. Sobald mir aber die Möglichkeit gegeben wurde, in meine eigenen unbegrenzten inneren Welten zu reisen und daraus zu schöpfen, brachte das offenbar für meine Mitmenschen erstaunliche Resultate, was für mich eher verwunderlich weil selbstverständlich war. Die tiefe Liebe zur Musik und eine reine glockenhelle Stimme trugen mit dazu bei, dass meine Seele die dunklen Kinderjahre ohne größeren Schaden überstehen konnte, während sich mein Gesichtchen immer wieder sehnsuchtsvoll der wärmenden Sonne - meiner Heimat -  zuwandte, die es selbst mit all ihrer Liebe, Schönheit und Kraft nicht schaffte, die dunkle Traurigkeit in meiner Seele zu erhellen.

Das tiefe Mitgefühl in meinem Herzen für die Menschen ließ mich unter anderem auch den Beruf der Heil-Kunst erlernen und ausüben, was mir tiefe Freude und Befriedigung verschaffte. Wie gut kannte ich doch die immer wieder auftauchende destruktive Kritik der Schulmedizin an den von mir praktizierten alternativen Heilweisen, zu der auch das geistige Heilen gehörte, zeigte sie doch nur die Ohnmacht und Hilflosigkeit der modernen Medizin vor allem in der Behandlung chronischer Erkrankungen.

Warum aber fühlte ich immer wieder den Impuls, mit der Malerei anzufangen? Ich gab Wochen und Monaten inneren Ringens schließlich nach und begann in einer staatlich anerkannten Akademie für bildende Künste eine ganz konventionelle Malerausbildung, die mich – je länger ich mich den Vorgaben der Lehrer fügte – zu Frust, Auflehnung und letztendlich Ablehnung dieser begrenzten und vorgeschriebenen Form des kreativen Ausdrucks führte. Da wurden Stoffe dekoriert, deren Falten in den Hell- und Dunkeltönen möglichst naturgetreu nach gemalt werden mussten. Äpfel und Birnen, Kannen und Gläser, Schalen und Krüge wechselten ab, um sich auf der Leinwand der Schüler möglichst exakt dem Vorbild gleichend wieder zu finden. Ich brach die Ausbildung frustriert ab, weil ich mich ständig als Nachahmer dieser 3-D Realität empfand, aber niemals meine Empfindung, mein Fühlen, die innere Freude, Begeisterung und Leidenschaft für dieses Leben, mein gerade SO SEIN in einem solch genormten „Gefängnis“ ausdrücken konnte. Es wurde kritisiert und verbessert -  hier ein wenig mehr Helligkeit und dort ein wenig mehr Schatten -  hier etwas mehr, dort etwas weniger. Je mehr die Abbildung dem zu malenden Gegenstand glich je besser - so war das Lob dem Schüler sicher. Welch eine Beschränkung und Beschränktheit für meinen Geist. Nie habe ich verstanden, warum nicht jeder einzelne individuelle Ausdruck in seiner Einzigartigkeit kritiklos, d.h. nicht wertend angenommen, verstanden und geehrt werden kann. Was nutzte mir die beste Technik, wenn mein Innerstes, die Gefühle nicht in ihrer Schönheit, Wahrheit und Intensität in Farbe und Form nach meinen intuitiven Impulsen umgesetzt werden konnten? Wer darf sich anmaßen zu entscheiden, was schön und was nicht schön ist? Wer entscheidet was Kunst ist und was nicht? Ergebnislose Diskussionen mit der Leitung der Akademie bestärkten mich zusätzlich darin, mich aus diesem konventionellen Lehrbetrieb zu verabschieden.

Wie war das eigentlich mit den Kunstkritikern, den Theater-Musik- und Literaturkritikern? Wann sind die „entstanden“, wann wurden sie zu Berufen für Menschen, die eher gefürchtet als geliebt wurden? Die mit ihrer Pseudoautorität und Kritiken  einen Künstler in höchste Höhen aber auch in tiefste Tiefen katapultieren konnten, wobei letzteres eher die Norm war. Warum empfand ich die Welt in der ich lebte mit all ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen als gut und erhebend? Hatte ich mir mit diesem Leben nicht selbst das kostbarste und herrlichste Geschenk gemacht? Gab es darin auch nur irgend- etwas zu kritisieren? War nicht ich SELBST die Schöpferin, die Gestaltwandlerin und liebende Betrachterin meiner Welt? Warum sah ich selbst in den Erfahrungen der Menschen und denen, die ich mir selbst erschaffen hatte, angefangen von kleinsten Dramen bis hin zu Situationen höchster Dramatik und tiefster emotionaler Betroffenheit nur die weise Absicht der Seele, die aus reiner Liebe und Weisheit jede einzelne Situation, jede einzelne Begegnung mit einem anderen Menschen für ihre Entfaltung und Entwicklung erschaffte?

Ich erkannte, dass es etwas mit dem Bewusstseinszustand des Einzelnen und/oder des Kollektivs zu tun hat. Je niedriger das individuelle oder kollektive spirituelle Bewusstsein der Menschen, je fester die Glaubensmuster im Mentalfeld verankert sind und so zur Wahrheit werden für alle (Beispiele: die Erde ist eine Scheibe, Aberglauben und Hexenverbrennung u.v.m.) je eingeschränkter sind die allgemein akzeptierten Normen und Vorstellungen. Je klarer das Mental- und Emotionalfeld über das Loslassen alter Glaubensmuster und Verhaltensweisen wird, je reiner und umfassender kann die vitale Lebens- und Schöpferkraft fließen. Mit jeder Energieerhöhung und damit Erweiterung des individuellen und/oder kollektiven Bewusstseins erweitern sich die Sichtweisen, wird ein größerer Teil des Ganzen wahrgenommen und erfühlt. Die Herzen öffnen sich mehr und mehr, so dass Qualitäten wie Güte, Toleranz, Akzeptanz, Achtung vor allem Leben sich entfalten und entwickeln können ebenso wie die Fähigkeit sich selbst lieben und annehmen zu können, wie man ist. Dies schließt eine sich stets erweiternde Liebe für alles was IST mit ein.           

Auf der geistig-seelischen Ebene sind wir alle miteinander verbunden, göttliche Funken aus dem Herzen der Quelle, die sich und der Quelle in den unterschiedlichsten Dimensionen in Äonen die mannigfaltigsten Erfahrungen schenkten und immer noch schenken. Auf dieser Ebene gibt es naturgemäß keine Erfahrung von Trennung, daher auch keine Erfahrung von Konkurrenz, von weniger oder mehr, größer, kleiner oder besser sein etc. Dies haben wir erst in einem dreidimensionalen Raum-Zeitgefüge erfahren können, indem wir über unsere höheren Bewusstseinsanteile Schleier legten und damit vergaßen, wer und was wir sind. Erst auf dieser niedrigen Realitätsebene, in der die Energien sehr verlangsamt fließen und unsere Schöpfungen sich für die körperliche Sinneswahrnehmung fest und somit materiell anfühlen, glaubten wir uns getrennt voneinander, haben uns und unsere Schöpfungen miteinander verglichen, uns als Konkurrenten gefühlt, bewertet, kritisiert, herab gewürdigt und missachtet. Das Ego hatte die Macht übernommen und fühlte sich im Laufe des Vergessens unseres wahren Wesens immer kleiner, ängstlicher, ver-zweifel-ter und ohnmächtiger. Um diese unangenehmen Gefühle zu kompensieren bzw. zu verdrängen, begann es, Macht und Kontrolle über andere auszuüben, Macht zu missbrauchen, Ängste zu schüren, was ihm  – zwar nur vorüber gehend – Gefühle von Überlegenheit Macht und Stärke gab. Hier wurde Kritik geboren. Abgesehen von destruktiver und negativer Kritik sollte auch konstruktive oder positive Kritik genau und sehr ehrlich von denen betrachtet werden, die sie aussprechen oder zu Papier bringen. Sie sollte hinterfragt werden in dem Sinne: kommt sie spontan und aus einem ehrlichen Gefühl von Liebe und Verbundenheit d.h. von Herzen, oder gebe ich sie aus dem Verstand heraus, dem Gefühl des Getrennt Seins und der Minderwertigkeit. Bin ich bereit zu erkennen, dass ich durch letzteres Lob, d.h. verbale Streicheleinheiten und damit Anerkennung erwarte, was mein kleines schwaches Ego zur Stärkung und Stütze benötigt?   

All jene Menschen, die sich noch fest verwurzelt in der 3-D-Realität und dem inneren Gefühl des Getrennt Seins befinden, werden sich aus genau diesem Grunde als Kritiker, Wichtigtuer und Besserwisser in allen Gesellschaftsbereichen aufspielen und aufblasen – bis, ja bis die Blase irgend wann mal platzt und nichts als heiße Luft entweichen wird, da nicht die geringste Anbindung an höhere Seelenanteile -  Substanz und Essenz -  vorhanden ist. Wer in sich selbst zu Klarheit, Freiheit, Bewusstheit, und damit zu innerem Frieden gefunden hat, schenkt allem was sich in der Existenz ausdrückt Achtung und Wertschätzung. Jeder Mensch ist vom Schöpfer gleichermaßen geliebt für das was er ist und nicht für das was er tut. Wenn von den Vielen weniger die Zustände in der Welt kritisieren würden, die ja nichts anderes sind, als ein Spiegel des kollektiven Bewusstseins, sondern die eigenen Glaubens- und Verhaltensmuster hinterfragt und korrigiert würden, dann könnte jeder Einzelne damit einen enormen Anteil zu einem friedlichen Miteinander auf dieser Erde beitragen, denn Veränderung geschieht zunächst immer in uns selbst.

Aber zurück zur Kunst: Zu allen Zeiten gab es in der Musik und den bildenden Künsten Menschen, die während ihrer Erdenzeit verkannt, verlacht, verhöhnt und verspottet wurden und erst lange nach ihrem Tod die Anerkennung und Wertschätzung erfuhren, die ihnen rigide während ihres Lebens verweigert wurde. Diese Seelen haben durch ihre Inkarnation einen ungeheuren Beitrag für den Planeten, die Natur und die Menschen geleistet, indem sie ihre hohe Liebesschwingung auf der Erde verankert und so eine Anhebung des Bewusstseins unserer Erdenmutter wie auch des kollektiven Bewusstseins bewirkt haben. Teilweise wurde ihnen Schlimmes angetan von einem Umfeld, das noch nicht reif war, die Liebe der über ihre Werke vermittelten Energien und Informationen aufzunehmen. Um nur ein Beispiel von vielen zu nehmen: der große Maler van Gogh, von dessen Bildern ein sanftes Leuchten und Strahlen ausgeht, das nichts anderes ist, als die Widerspiegelung eines reinen klaren Wesens. Erst  nach seinem Tod haben die Menschen erkannt, welches Juwel sie verlassen hat und sich Vorwürfe gemacht, dass sie nicht bei sich geblieben sind und sich haben bereden lassen.

Es war nicht nur in der Vergangenheit so, dass vor allem einflussreiche Männer aus Politik, Adel und Klerus bestimmten, was Kunst ist und was nicht. Sobald sich dieser Glaube im kollektiven Bewusstsein als dessen Bestandteil verankert hatte, wurde und wird dies von der Mehrheit der Menschen ebenfalls als gut, wahr und richtig anerkannt. Dies gilt für alle Bereiche, nicht nur für den – aus meiner Sicht - begrenzten Kunstbegriff. Aus der jüngeren Vergangenheit ist noch die Ächtung wegweisender und wunderbarer Künstler sowie die Zerstörung deren Werke mit der Begründung „entarteter Kunst“ in Erinnerung – ein dunkles Kapitel unserer Geschichte.

In der Zeit tiefster materieller Verstrickungen werden über immer ausgefeiltere und aufwendigere Vermarktungsstrategien, exotische, ausgefallene Präsentationen und Events  Künstler „gemacht“ und vermarktet bis sie wie eine ausgequetschte Zitrone leer und ausgebrannt den Platz frei machen für neues „Material“. Der Missbrauch ihres großen kreativen schöpferischen Potentials mit dem Ziel maximalen Gewinnstrebens zur Befriedigung der Geldgier Einzelner und das Ausfüllen der inneren Leere vieler Reichen und Superreichen ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass dieser Missbrauch vom Künstler aus mangelndem Selbstwertgefühl und mangelnder Selbstliebe zugelassen wird in dem irrigen Glauben, dass zweifelhafter weil irdischer Ruhm und Reichtum die mangelnde Selbstliebe, Selbstachtung und Selbstsicherheit ersetzen könnten. Die Künstler, die sich auf diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten und des Profits begeben, fallen oft aus dem sich immer schneller drehenden Karussell heraus und landen unsanft auf dem Allerwertesten. Dieser harte Aufprall sorgt jedoch in manchen Fällen für mehr Bewusstheit, Neuorientierung und Werteverschiebung.          

Wer die Grenzen des Verstandes überschreitet, erfährt EINHEIT, FREIHEIT und FRIEDEN. In dieser inneren Wahrnehmung ist jedes trennende Moment aufgehoben und es wird die Einzigartigkeit des Schöpfungsaktes eines jeden Individuums in seiner Vollkommenheit erkannt und erfahren. Für mich ist daher ALLES WAS IST = kreativer Ausdruck aller mit Schöpferkraft ausgestatteten menschlichen Wesen. Diese Sichtweise übersteigt die Begrenzung und Normierung des Wortes Kunst  bei weitem.

Aber was oder wer klopft denn da in diesem Moment an die Türe meines Herzens? Ahhh, da gibt es offenbar noch einen Seelenanteil in mir, dem es richtig Freude machen würde, einen arroganten Kritiker, der es wagen würde, in mein Leben zu treten mit seinem aufgeblasenen Ego zum Teufel zu jagen, um dort im heißen Höllenfeuer mal die Seelenschmerzen zu erfahren, die eine zutiefst destruktive Kritik bei einem Künstler auslösen kann. So ein klitzekleines bisschen Rache für das, was diesem geliebten Anteil vor langer Zeit von dieser „Zunft“ angetan wurde, ja genau das wäre es! Zustimmend nickend signalisiert er mir gerade, dass selbst der liebe Gott ein Auge zudrücken, ein kleines Liedchen pfeifen und fröhlich in die andre Richtung blicken würde. Ob ich mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden sollte………oder vielleicht doch nicht? Nun, ich bin sicher, dass es nach dieser „Androhung“ auf der ganzen weiten Welt keinen einzigen Kritiker mehr gibt, der es wagen würde, auch nur in unsere Nähe zu kommen, oder?

Ich hoffe, der Leser „sieht“ bei diesen letzten Worten den Schalk in meinen Augen, das verschmitzte Lächeln auf meinem Gesicht und die Freude in meinem Herzen beim Anblick des „Gesamtkunstwerkes“ der Menschheit. Das erschließt sich allerdings nur DEM, der in der Lage ist, hinter die Kulissen zu schauen.